Ahnenliste GN (Herzog Carl Eugen v.Württemberg)
Meine Ururgroßmutter Julie Friz schrieb 1926 in ihren Familienerinnerungen: „Jakob Ludwig Hubbauer, Oberförster in Hornberg, illegitimer Sohn des Herzog Karl“. Leider ist nicht erkennbar, worauf sich diese Behauptung stützt. War es eine private (bis dahin mündliche) Familienüberlieferung? Immerhin handelte es sich um die Geburt des Großvaters ihrer Schwiegermutter, mit der sie jahrelang zusammengelebt hatte! Auch sonst hat Julie Friz für ihre Familienerinnerungen offenbar nur mündliche Traditionen – keine Forschungsergebnisse – verwertet. So scheint es mir wahrscheinlich, dass diese Notiz auf glaubwürdige Familientradition zurückgeht.
Denkbar wäre aber auch, dass ihr an Familiengeschichte interessierter (methodisch aber nicht besonders kompetenter) Sohn Wilhelm in den Karlsschulakten die Anrede „Mein lieber Vater“, die Hubbauer in Briefen an den Herzog verwendete, wörtlich nahm – nicht beachtend, dass diese Anrede für Karlsschüler obligatorisch war – und seiner Mutter die Nachricht von der hohen Abstammung mitteilte, die das in den Familienerinnerungen verschriftlichte. Eine Andeutung in dieser Richtung machte mir in meiner Jugend meine Großtante Charlotte Ziegler. Aber war diese Nachforschung die Ursache oder die Folge der Legende? Auch hier also die sprichwörtliche Problematik von „Henne und Ei“.
Urkundlich konnte ich nichts darüber finden – im Gegenteil: er wird in den Karlsschulakten stets als ehelich geborenes Kind behandelt und nennt auch selbst [28/29] seine Eltern. Auch die um 1937 angefertigten Ahnenpässe erwähnen diese illegitime Abstammung mit keinem Wort. Andererseits läßt sein Lebenslauf durchaus eine gewisse Protektion von oben vermuten (er war anscheinend nur recht mittelmäßig begabt und schien anfangs sogar nur als Jägerbursche verwendbar und seine nicht unerheblichen dienstlichen Vergehen wurden auffallend milde geahndet). Zum Lebenswandel Herzog Carls in dieser Zeit würde es auch durchaus passen, mit der Frau seines Kanzleiboten ein Kind zu zeugen. Erst seit 1757 hatte er eine ständige Favoritin. Sein Bruder soll in Bezug auf seine unzähligen unbekannten Kinder gesagt haben, er könne in seinem ganzen Land keinen Verstoß gegen das 6. Gebot unternehmen, ohne dabei einen Inzest zu riskieren!